Ich habe auf nachdrückliches Verlangen gestern einen 968 mit teurer und erfolgloser Geschichte zum Thema Motortuning bekommen (nicht in meinem Besitz und auch nicht zu verkaufen) bevor die Frage aufkommt: ja, ich bin etwas sado masochistisch veranlagt, ich fände es cool eine Lösung zu finden, ich habe einen groben Fahrplan im Kopf wie ich vorgehe - wenn ich Glück habe läuft es nachher mit etwas weniger Leistung aber zuverlässig, wenn ich Pech habe, muss ich mir sagen lassen, dass ich Geld verheizt habe, besser die Finger davon gelassen hätte und es ein saublöde Idee war das anzugehen...
Ich werde an dieser Stelle definitiv keine Namen von Besitzer, Tuner, Lieferanten einzelner Komponenten oder Details des Fahrzeugs selbst nennen, es soll niemand beschuldigt oder angegriffen werden… weiterhin bitte ich ausdrücklich darum wenn jemand Details zu den oben genannten Daten kennt diese nicht weiterzugeben und wir diskutieren hier nicht über rechtliche, moralische oder gesellschaftlich mögliche Konsequenzen des Ganzen - es geht um Technik...
Es ist schiefgegangen und ich schaue nun was man retten bzw. weiterverwenden kann, wäre zu schade es einfach ungenutzt stehen zu lassen! Einige der Daten sind nicht 100% belegbar und beruhen auf Erinnerungen oder kommen aus dritter Hand - das ganze ist auch nicht erst gestern passiert...
Also was bisher geschah: der Besitzer möchte mehr Leistung außerhalb des öffentlichen Strassenverkehrs und beauftragt einen Tuner mit dem Aufbau eines Motors. Dieser baut einen auf mit folgenden Eckdaten:
106mm Bohrung, Nikasil Beschichtung, andere Pleuel, scharfe Nockenwellen, originale Ventile, bearbeitete Kanäle, 993 Drosselklappe, offener Luftfilter, AGW sind immer noch an Bord und laufen. Das ganze wird eingefahren und auf dem Prüfstand von erfahrenen Menschen abgestimmt, bei der ersten Veranstaltung wird ein Leistungsabfall in Verbindung mit wenig Öldruck festgestellt und der Motor wird abgestellt. Bereits vorher wurde ein hoher Kurbelgehäusedruck festgestellt.
auf dem Prüfstand hat sich die fast unglaubliche Leistung von 286PS eingestellt! also SEHR ordentlich für einen Sauger...
meine erste Diagnose mit dem Endoskop ergab nun folgendes: Laufspuren und teilweise Riefen/Fresspuren auf allen Zylindern, auf den ersten Blick sieht man kein Versagen (Abfallen oder Ausbrüche) der Nikasil Beschichtung, auch nicht in angegriffenen Bereichen. Auf einem Zylinder zeigen sind auf einer Breite von geschätzt 2cm von oben bis unten starke Rattermarken- vom Bild her fast feilenartig. Dazu kann ich mehr zeigen, wenn der Motor raus und zerlegt ist... die Riefen fangen in Höhe des obersten Kolbenrings an, darüber sieht es sauber aus, man kann die Hohnspuren auf dem Nikasil noch gut erkennen.
Das abgelassene Öl war dunkel, aber wies keinerlei Sichtbaren Spuren von Metall oder metallicartigen Partikeln auf. Es war keine Ablasschraube mit Magnet verbaut, aber ein im abgelassenen Öl geschwenkter Magnet blieb komplett sauber. Beim Durchdrehen verhält sich der Motor normal, nur im Bereich OT 1&4 Zylinder merkt man eine erhöhte Drehkraft. Der Motor macht insgesamt einen sauberen Eindruck, es wurde offensichtlich sehr sauber gearbeitet, alles sieht nach Neuteilen aus, keinerlei alte Ablagerungen sichtbar
Um später wieder alles richtig einstellen zu können, habe ich die Steuerzeit der Nockenwelle nachgemessen, bei 3bar Druck auf der Vario kam ich bei OT auf unglaubliche 2,25mm !!! original sollen 0,39mm eingestellt werden - bedeutet also das Ventil ist im Vergleich zum Original bei OT schon 1,86mm weiter offen!!!! also entweder eine sehr aggressive (steile) Rampe, oder deutlich mehr Hub (oder eine Kombination von beidem). Den NW Hub habe ich noch nicht gemessen.
Ich glaube das Problem ist Fast alleinig im Bereich Kolben/Kolbenringe/Bohrung/Bechichtung zu suchen - das Thema des niedrigen Öldrucks muss ich noch recherchieren, die KW Zentralschraube war jedenfalls vorschriftsmäßig angezogen. Öltemperaturen im Betrieb sind nicht bekannt, es ist ein originaler (neuer) Ölkühler verbaut, eine Öltemperaturanzeige gibt es nicht.
mein Fahrplan: zerlegen, begutachten, Meinungen einholen... den Motor unter Verwendung originaler (bereits gelaufene) Kolben, dem zugehörigen Block und den verstärkten Pleuel - in Kombination mit den Teilen Zylinderkopfdichtung aufwärts des Rennmotors wieder aufzubauen. Damit schließt man erstmal viele Probleme aus und nutzt die leistungssteigernden Komponenten. Bei der Abstimmung sollte man meiner Meinung erstmal die Maximaldrehzahl bei 6700 belassen (bisherige Auslegung nicht bekannt, auch nicht bei welcher Drehzahl die Leistung anlag - ich versuche noch das Diagramm zu bekommen). Der Benefit der Hubraumerweiterung geht dabei natürlich verloren.
Ich habe 3-4 mögliche Ursachen für den Schaden im Kopf - bevor ich die mitteile, würde ich aber gerne unvoreingenommene Ideen zur Hergang von euch hören...



Sehr interessant. Ich denke das Problem ist im Bereich Kolben/Ringen
zu finden.
Öldruck ? da sollte zerlegt und vermessen werden.
Bin gespannt. Die Leistung ist schon super. Ich war bei 104 Bohrung bis knapp über 260 gekommen.
Stammtisch Kiel, wir treffen uns jeden 4. Donnerstag im Restaurant Filoxenia Dorfstr. 34, 24107 Ottendorf. Ab ca.18.00 Uhr


Zitat von KIM 924 S im Beitrag #6
Patrick, erinnerst du dich an meine ersten Kolben von Wössner? Da hat sich die Beschichtung abgelöst. Habs aber nach ca.400km beim ölwechsel gemerkt.
Laut Hr. Wössner war die Beschichtung nicht richtig aufgebracht. Wössner hat neu beschichtet und seit 8000 km ist gut.
Grüße aus Istrien
Daran habe ich auch direkt gedacht!! Allerdings glaube ich in dem Fall nicht daran, weil es massiver ist nur so kurz hielt. Dazu noch diese Rattermarken…

Das klingt sehr nach Kolbenring-Stoßspiel. Die meisten sind bei Auslieferung zu eng. Sind die Kolben grundsätzlich noch heile oder ist z.B. der Steg nach dem Verdichtungsring gebrochen?
Gruß, Oliver

Moin,
Ich unterschreibe die Theorie mit der gelösten Beschichtung der wössner Kolben. Hatte ich vor ca 3-4monaten auch erst wieder auf der Werkbank!
Die Nockenwellen sehen übrigens richtig gut aus, gefallen mir! Wegen dem Hub im OT kann es sein das die Spreizung bewusst verkleinert wurde, was bei Saugern bekanntlich mehr Leistung bring und mehr Überschneidung 😉
Bin gespannt wie der Motor von innen aussieht.
Ich hänge mal Bilder von meinem wössnerschaden an.
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Ich habe folgende Thesen:
1. Kolbenringspiel
2. Materialpaarung Kolbenringe zu Nikasil
3. Klopfen (Verdichtung ist mir aktuell noch nicht bekannt)
4. Drehzahl zu hoch
5. Wössner Beschichtung
6. Öltemperatur zu hoch, evtl in Verbindung mit zu dünnflüssigem Öl
Oder eine Kombination mehrerer Faktoren… Alle Faktoren sollten mit originalen Komponenten, zweiten Ölkühler, Öl und Begrenzung der Drehzahl auf 6800 behoben sein. Wenn das Ganze dann zuverlässig läuft, kann man an einzelnen Schrauben nachjustieren um mehr Leistung zu holen.
Vielen Dank schonmal für euren Input! Ich werde mich nun mal an den Ausbau des Motors machen ✌️

Also die Leistung mit den "paar" maßnahmen ist schon extrem. Wobei wir jetzt alle nicht das Diagramm und die korrekturen der Messung kennen. Da kenne ich andere, aufwenige 968 Motoren die weniger Leistung haben. Eigentlich kann die Leistung doch nur durch Drehzahl und hoher Verdichtung generiert werden.
Wer einen GT3 sucht der keinen Rennstreckenbetrieb hatte, fragt auch im Puff nach ner Dame die dort schon paar Jahre arbeitet aber noch Jungfrau ist :old:

sehe ich ähnlich...
also bin in den letzten Zügen des Ausbaus und zwei Dinge sind mir aufgefallen:
1. man wird betriebsbind: mir ist eben erst aufgefallen, dass der Motor ohne Luftmengenmesser lief! und ich glaube da war ein Spezialist (im positiven Sinne) am Werk - ich habe nämlich bevor nun alles zerlegt ist noch mit dem KTS das Motorsteuergerät augelesen (das trotz langer Zeit ohne Strom noch alles im Kopf hatte), dabei war nur ein Fehler vermerkt: Nockenwellensensor nicht vorhanden oder Masseschluß - von fehlenden LMM und dem damit auch fehlenden Temperatursignal weiß es nichts... vielleicht mag Tom dazu was sagen?
2. sehr bedenklich! das Auto hat keine Heizung, auch der Wasserkreislauf derselben ist stillgelegt, bedeutet Stopfen auf Wapu und dem Stutzen hinten am Kopf.... das ist erstmal (beim 16V) unproblematisch, das es zum entweichen der Luft am Kopf hinten einen weiteren Anschluss gibt (quasi ein Porsche originales Lindsey Racing steam vent kit), der über die Drosselklappe zum Behälter geht. das bin ich so im 924 S2 ewig gefahren und ist nun auch auf der Rennstrecke unproblematisch. ABER! der hat eine 993 Drosselklappe (ohne Wasserkreislauf), und der Stutzen ist hinten am Kopf ebenfalls verschlossen!!!! das bedeutet etwaige Luftpolster hinten im Kopf können nicht entweichen - was zu einer Überhitzung hinten führen kann! sicher nicht das Hauptproblem des Schadens, weil ja schon der erste Zylinder gefressen hat, aber bestimmt auch nicht so toll! das wird definitiv wieder in Betrieb genommen.

Motor ist raus und Auto wieder rollbar… genug für heute, morgen muss ich erstmal ein anderes Auto fertig durchschauen und dann gehts weiter.
Insgesamt muss meinen Eindruck wiederholen: der Motor ist sehr sauber, macht alles einen wertigen Eindruck und alles ist blitzsauber! Da hat jemand gute Arbeit gemacht, ich glaube derjenige ist einem Fehler aufgesessen der ein Zulieferer gemacht hat. Man sieht einfach: da hat jemand sauber gearbeitet!
Einen Nachtrag habe ich aber noch: es ist ein Einmassenschwungrad verbaut, Porsche schreibt (empfiehlt) dazu das vordere Riemenrad in gedämpfter Ausführung, hat hier jemand noch eines abzugeben?
IMG_6598.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)

RE: 968 Motortuning
in 968 10.09.2023 22:46von Jensemann Racing • TST Power User | 251 Beiträge

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